Auszug
aus der Familienchronik der
Familie von Rutendolf-Przewoski
(auch: von Ruthendorf-Przewoski)
-
zusammengestellt von Albin Przewoski,
Pr. Stargard (jetzt Starogard-Gdanski)
im Februar 1977 -
Konopacki:
Wappen Rutendolf-Przewoski
n.d.B. J. Kisielewski:
"Ziemia gromadzi prochy", S.387
Meine Brüder Stefan
und Clemens Przewoski haben sich neben ihrer normalen
Tätigkeit vorgenommen, etwas Licht in die Begebnisse der
Vergangenheit unserer Familie zu bringen. Der Grund hierfür
war ein Zufall, der Ersterem in die Hände fiel. Es waren ihn
interessierende Nachrichten aus der Genealogie. Die Arbeit begann im
Jahre 1918 bis zum Jahre 1939, nach seinem Tode wurde sie
weitergeführt durch den Bruder Clemens bis zum Jahre 1960.
Zur Zeit kann die
Arbeit als abgeschlossen gelten. Unsere Generation geht zu Ende. Es ist
fraglich, ob eine der nachfolgenden sich entschließen wird
weiterzustöbern. Aber das Resultat ist zufriedenstellend und
ich möchte es in Kürze fassen und unseren lieben
Familienangehörigen vorstellen.
Außer den
zahlreichen Autoren, welche die adlige Genealogie als Thema behandeln,
mußten alle mögliche Quellen in Anspruch genommen
werden. So die Akten der Archive, der staatlichen wie auch der
städtischen, von Danzig, Bydgoszcz, Warszawa und
Königsberg, die Archive der Bistümer, die
Kirchenbücher u.a.m. Die Akten sind in deutscher, lateinischer
oder polnischer Sprache geschrieben.
Die ältesten
Angaben stammen aus dem 14ten Jahrhundert. Der Historiker des
Carthäuser Convents J. Schwengel schreibt in seinen Annalae
Cartusiae Paradisi Beatae Mariae Virginae:
"Boslaus, Ubislaus und
Jacob Feedales (Adlige) von Przewoz verkaufen bzw. schenken dem Convent
Teile ihres Sees Golubie. Einige Jahre später einigen sich
dieselben und mit ihnen auch weitere Mitglieder der Familie
über den Fischfang auf dem Raduniasee.
Es geschah dieses im
Jahre 1393."
Dr. M. Toeppen
’Akten der Ständetage Preussens unter der Herrschaft
des Deutschen Ordens’ sowie die Danziger Wachstafeln,
erschienen in den Jahren 1368 - 1419, aufbewahrt in dem Danziger
Staatsarchiv geben etliche Angaben über unsere Vorfahren. Die
Angaben beziehen sich auf das 14te und 15te Jahrhundert, sind somit die
ältesten.
Aus obiger
Beschreibung ist zu ersehen, daß es im 14ten Jahrhundert noch
keine Zunamen gab. Der Name, welcher einem Vornamen nachgestellt war,
bezog sich auf den Herkunftsort. Im 15ten Jahrhundert treten schon Vor-
und Zunamen auf. Zum großen Teil wurde der Ortsname zum
Zunamen. Nun konnte man schon nach Namen suchen. -
In den Archiven wurden
zum Teil riesige Folianten mühevoll Seite für Seite
nach dem gesuchten Namen durchgearbeitet, weiter die
Kirchenbücher, die Gerichtsakten, die städtischen
Schöffenbücher usw. Kurz gesagt, alles was Auskunft
geben konnte über die verflossenen Jahrhunderte, wurde
verarbeitet.
Von den zahlreichen
Schriftstellern, welche die Abstammung der Familien als Thema
behandelten, seien hier einige erwähnt.
Das älteste
der Werke ist das Manuskript geschaffen um 1700 "Konopacki:
Preussisch-polnische Adelsfamilien-Gruppen und deren Wappen". Es
befindet sich im Städtischen Archiv in Toruń. Sygn. Katalog II
No. XII.13., Seite 1059 lautet: "Przewoscy-Rutendolfowie, nomine
celebritate notissimi et prudentia singulari." Ihr Wappen stellt dar:
drei Rutengerten grün auf blauem Grund, auf dem Helm
desgleichen drei Rutenzweige. So sah das Wappen um das Jahr 1700 aus.
Ursprünglich jedoch war das Wappen noch schlichter.
In unserem Besitz sind
die Original-Siegel. Auf einer gut erhaltenen Pergamenthaut ist die
Festlegung der Grenzen zwischen Luzino, dem Besitztum des Klosters
Zukowo und dem Gute Barlomin, das dem Herrn Lubocki gehörte,
beschrieben. Zwei Schöffen des Landgerichts Mirachowo
wurden
von beiden Parteien für vertrauenswürdig befunden,
die Grenzen neu festzulegen. Die Landschöffen waren Lurens und
Jan Przewoski. Bekräftigt wurde das Dokument, indem jeder
außer seiner Unterschrift noch sein Insiegel beigab. Unter
der Unterschrift Lurens Przewoski, geschrieben mit etwas schwerer Hand,
jedoch eigenhändig (mpp) ’manu propria’,
desgleichen unter der Unterschrift Jan Przewoski, hängen an
gelbroten Seidenkordeln kleine offene Kapseln mit den Siegeln mit den
einzig echten Abdrücken. Bei Lurens Przewoski haben die drei
Rautensprieße je fünf, bei Jan Przewoski je sieben
Blättchen. Ohne Dekorationen, wie Helm gekrönt oder
ungekrönt, sind neueren Ursprungs. Verloren dadurch an
Echtheit.
Der
Namen Przewoski:
Der Raduniasee,
der im
Kreise Carthaus liegt, verengt sich an einer Stelle. An dieser Stelle
war schon zu alter Zeit eine Fähre für den Verkehr
zwischen den zwei Städten Carthaus und Bytow errichtet. Der
Ort wurde Przewóz, in deutsch: Überfahrt, genannt.
So entstand unser Namen. Noch in späterer Zeit trifft man in
den Danziger Akten den Namen - Hans von der Fähre.
Später führte man an dieser Stelle über den
See eine Landtraße, die noch heute besteht.
Auf dem
östlichen hohen Ufer ist im Walde das Ahnengut
Przewóz gelegen mit seinen Vorwerken Haski, Krugland,
Sznurki und Max. Mit Wald und Wiesen 566 ha
Flächenmaß. Auf dem gegenüberliegenden Ufer
lag Laczyno, weiter südlich Zgorzale. Beide gehörten
ursprünglich zu demselben Schlüssel. Von hier aus
verbreitete sich das Geschlecht auf weitere Bezirke.
Die Lage des
Ahnengutes war in der Tat malerisch, was man heute noch feststellen
kann. Von den früheren Bauten ist nichts übrig
geblieben. Begraste Hügel lassen nur noch erkennen, wo einst
Gebäude standen. Der Wald jedoch steht wie einst.
Verfolgen wir nun
weiter die Angaben der zahlreichen Schriftsteller, welche die
Abstammung der Familien(Geschichte) als Thema behandeln:
Es schreibt in seinem
Manuskript Konopacki: Przewoscy-Rutendolfowie "wie sie sich einst
nannten". Desgleichen schreibt Niesiecki in seinem "Herbarz Polski"
III, pag. 169 "Adam Rutendolf" - so schrieben sie sich einst.
Weiter, Hartknoch:
"Altes und neues Preussen, Verzeichnis der Geschlechter und deren
Wappen" "1686 Rutendorf, davon schrieben sich die Przewoski".
Siebmacher:
Großes und allgemeines Wappenbuch III2II, "Der
blühende Adel Preussens", bearbeitet von Mülverstedt,
Kgl. Archivrat Magdeburg 1901.
v. Ledebur:
"Adelslexikon der Preussischen Monarchie" "Przeworski,
Rutendorf-Przewoski."
Szeliga-Zernicki: "Der
polnische Adel - Zeitschrift - Geschichte von Westpreussen" schreibt:
"Rutendorf, selbst Rutendolff oder Rutendorff geschrieben. Ein Zweig
nannte sich Przewoski."
Benno von Winckler:
"Die Nationalitäten Pomerellens", S. 61: Familien, die ihren
Namen polonisiert haben v. Rutendolf-Przewoski.
Niesiecki berichtet,
daß Adam Rutendolf das Wahlprotokoll der Königswahl
des Jan Kazimierz im Jahre 1646 unterschrieben hat. Zwei Jahre
später fungiert er als Kgl. Kommissar für Marienburg.
Andere Heraldiker wie
Katrzynski, Wölky, Maerker, bestätigen, daß
Przewoski ein Zweig der Rutendolf sei, führen diesen Beinamen
und deren Wappen.
Alle behaupten, die
Przewoski seien ein altes preussisches Adelsgeschlecht, welches
außer in Pomerellen -Przewóz, Zgorzale,
Msciszewice, Zelislawki, Niedamowo, Nizorawy, Pampowo, Ostrowiten,
Hohenstein- im fürstl. Preussen Bigling, Warglitten,
Rauschken, und im Posenschen Ganzewo, Branno zu finden sind.
Auch waren Przewoscy
Jahrhunderte lang Landrichter von Mirachowo.
In Kriegsdiensten
finden wir sie im 16., 17. und 18ten Jahrhundert von Fähnrich
bis zum Oberstleutnant in der Geschichte verzeichnet.
Auch im politischen
Leben treten sie auf. Der Landrichter Adam Przewoski nimmt teil an der
Königswahl des Wladyslaw IV Zygmunt im Jahre 1632, Adam und
Samuel im Jahre 1648 des Jan Kazimierz, Jakob und Samuel 1669 Gesandte
zum Krönungsfest des Königs Michal, und Jakob war
Elektor des Königs Jan III Sobieski.
Aus obigen
Auszügen ist leicht zu ersehen, daß der Name
Przewoski mit dem Namen Rutendolf eng verknüpft ist. Jetzt
wirft sich die Frage auf, woher der Name Rutendolf käme. Etwas
Licht in dieser Angelegenheit haben wir unserer Nichte Cordula Lechner,
geb. v. Rutendolf-Przewoski, zu verdanken.
Genannte hat ihren
Wohnsitz in Süddeutschland, forschte nach Kräften und
konnte feststellen, daß der Name so als Orts- wie auch als
Familienname dort anzufinden war. In dem Bayerischen Bezirk
Mittelfranken stieß sie auf den Namen in der Geschichte des
Kreises Eichstädt, geschrieben durch den Geschichtsschreiber
J. Sax und veröffentlicht im Schwabacher Tagblatt im Jahre
1931. Dort heißt es: Auf der Burg
Wernfels im Kreise
Eichstädt seien früher immer Adlige aus dem Gebiete
Eichstädt gewählt worden, Pfleger der dort
befindlichen Burgen zu sein. In einer Reihe von Namen der Pfleger der
Burg Wernfels aus den Jahren 1400 - 1800 steht an zweiter Stelle der
Namen ’Martin von Rutendorf’, in den Jahren 1449
bis 1465.
Da in diesen Zeiten im
14. und 15ten Jahrhundert fast alle Ritter des Marienburger Deutschen
Ordens aus jener Gegend stammten, es waren vornehmlich Bayern, Schwaben
oder Franken, so liegt die Annahme nahe, daß auch Mitglieder
ihrer Familien hierher übergesiedelt sind. Daher der Name
Rutendolf bzw. Rutendorf in hiesiger Gegend.
Wir haben die
Schreibweise Rutendolf angenommen. Der Grund hierfür ist der,
daß die ältesten und wichtigsten Heraldiker diesen
Namen so schreiben, obgleich auch die Schreibweise Rutendorf
öfter anzutreffen ist. Gestützt auf Dokumente haben
die Brüder lückenlos unsere Ahnenreihe urkundlich
festgelegt bis ins 16. Jahrhundert, als noch einige Vorfahren auf dem
Ahnengut Prewóz vorzufinden waren.
Nachtrag: Unter
Preussen ist das spätere Westpreußen zu verstehen,
da es in den beschriebenen Jahrhunderten noch kein Königreich
Preußen war.
gez.
Albin Przewoski
(87 Jahre alt)